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Vertrauen Sie Job-Portalen?

Gehen Sie mit persönlichen Daten im Internet vorsichtig um?
Der ganz überwiegende Teil der Internetnutzer wird hier wahrscheinlich mit „ja“ antworten.
Würden Sie Ihre persönlichen Daten Adresshändlern geben?
Hier würde wahrscheinlich ganz überwiegend mit „nein“ geantwortet werden.
Deshalb müssen Adresshändler besonders kreativ sein, um an Ihre Daten zu gelangen.

Was sagen Sie zum Beispiel zu dieser Idee?
Ein Adresshändler gründet eine Firma, die ein Job-Portal betreibt. Weil es schon sehr viele, und auch ziemlich namhafte Job-Portale gibt, wird die Werbung für das neue Portal entsprechend reißerisch. So wirbt man z.B. damit, dass die Jobsuche im neuen Portal genau anders herum funktioniert, als in der echten Welt. Den klassischen Bewerbungsprozess habe man einfach umgekehrt. Nicht die Arbeitnehmer bewerben sich auf eine Stellenanzeige. Stattdessen stellen sich die Firmen bei den Kandidaten vor. Mit anderen Worten: Nicht die Bewerber stehen Schlange, sondern die Unternehmen. – Verkehrte Welt.

Sie glauben, darauf fällt niemand herein? Falsch. Nach Aussagen der Firma Yourcha, die diese Geschäftsidee realisiert hat, haben sich bereits mehr als 180.000 Arbeitnehmer, Freiberufler, etc. in dem Job-Portal registriert. Und das, aus Sicht des hinter Yourcha stehenden Adresshändlers Global Group, unbeschreiblich Praktische: Die Jobsuchenden geben nicht nur ihre Lebensläufe und ihre persönlichsten Daten preis, sie aktualisieren die Daten auch noch regelmäßig. Schließlich wollen sie ja, dass sich eines der schlangestehenden Unternehmen auch bei ihnen meldet.

Es lohnt sich also genau hinzuschauen, wem man seine Daten anvertraut. Im Fall des genannten Job-Portals und des Adress-Händlers reicht eigentlich schon ein Blick ins Impressum. Finden sich dort evtl. die gleichen Anschriften? Sind die gleichen Personen tätig?

Interessant wäre noch, wieviel die Kunden dem Adresshändler pro Datensatz zahlen. Ein Auszug der Kundenliste ist auf der Seite des Adresshändlers unter dem Stichpunkt Referenzen zu finden. Was zahlen eigentlich eprimo, die BKK, DocMorris oder 1&1 pro Datensatz?

Job-Portal als Köder

Seit der Freelancer-Blog einen dezenten Google-Werbebanner hat, komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Kürzlich war dort eine Anzeige zu sehen, die damit warb, dass Bewerbungen schreiben ein Ding von gestern sei. Modern sei, dass man sich von den besten Firmen Deutschlands finden lässt. Und zwar auf dem Job-Portal Yourcha.

Weil ich von diesem Portal noch nie etwas gehört hatte, und es mich auch neugierig gemacht hat, wieso die Welt dort genau andersherum funktioniert, habe ich gleich einmal gegoogelt.

Erstes Ergebnis: Ganz oben in den Suchergebnissen, findet man jede Menge gekaufte Blog-Beiträge. Meistens gut zu erkennen, an dem Trigami Logo über den Texten. Bei Trigami können Firmen für sie angenehme Blog-Beiträge kaufen.

Sucht man weiter, findet man aber schnell die Fakten: Bei Yourcha handelt es sich um ein Job-Portal, das einer Firma namens Global Group AG gehört. Global Group befasst sich mit dem Sammeln und Verwerten von Daten. Ein Schelm, wer jetzt schlechtes denkt. Mehr dazu findet man hier.

Letztendlich funktioniert die Welt dann leider doch wieder nur so, wie man es auch vermutet hätte. Der Marketing-Gag, dass bei Yourcha die großen Unternehmen Schlange stehen, und auf neue Arbeitskräfte warten, war aber auch wirklich eine Geschichte wie von einem anderen Stern. Anscheinend aber ein gut funktionierender Köder, um an qualifizierte „Kunden-Daten“ zu kommen. Der ahnungslose Arbeitsuchende gibt seine persönlichsten Daten preis, und der Adress-Sammler verkauft sie an seine Kunden. Anscheinend ein prima funktionierendes Geschäft. Die Angeschmierten, sind dann leider die ahnungslosen Arbeitsuchenden, die statt mit Job-Angeboten, mit Werbung aller Art bombardiert werden.

Also doch wieder kein Job-Portal, das die Arbeitsvermittlung besser beherrscht als die Agentur für Arbeit, StepStone, Monster, etc. – Sehr ernüchternd. Die Suche nach echten Wundern im Bereich Arbeit, und Personalvermittlung geht weiter.

Bis dann
Manfred Feige – JARIVA eGOpenProfiles