Staaten können nicht insolvent werden. Theoretisch ja, aber praktisch nicht. So oder ähnlich klingt es unisono in Interviews von Wirtschaftswissenschaftlern zur derzeitigen Finanzkrise. Dass es doch geschehen könnte, kann man ganz aktuell in Island beobachten. Seit mehreren Tagen kämpft die isländische Regierung gegen den drohenden Staatsbankrott.
Wer sich in den vergangenen Monaten im Internet über Zinssätze für Tagesgeld informiert hat, dem wird der Name Kaupthing Bank aufgefallen sein. Die Zinssätze dieser Bank waren sensationell gut. Wer der Verlockung nicht erlegen ist, kann sich freuen, denn die Anlage ist zumindest derzeit alles andere als sicher.
Seit der Privatisierung haben sich isländische Banken in großem Stil bei anderen Banken eingekauft. Die Kaupthing Bank beispielsweise bei der Commerzbank. In den Medien war deshalb schon von einem Wikinger-Raubzug die Rede. Das Geschäft lief blendend, und Island war eine einzige Partie. Nun kommt das böse Erwachen: Die Währung des kleinen Landes stürzte binnen einer Woche um 25% gegenüber dem Euro ab. Die Lage ist mittlerweile so ernst, dass die isländische Regierung die Bankenlandschaft heute komplett verstaatlicht hat. Die internationale Finanzwelt wettet bereits auf den Zusammenbruch des Landes. Russland bietet sich als Retter in der Not an. Mehr zum Thema in einem Beitrag des Handelsblatts.
Wenn Staaten doch Pleite gehen können, was sind dann eigentlich Garantien wert, wie sie Bundeskanzlerin Merkel gestern im Hinblick auf die deutschen Spareinlagen abgab? Eine Garantie über eine Billion Euro. Rechnet man die derzeitigen Staatsschulden noch dazu, dann wäre Deutschland im Falle des Falles mindestens in der Situation, in der sich Island derzeit befindet.