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Linux auf Arbeitsplatz-PCs in Unternehmen. – Teil 2

Im ersten Teil wurde darauf eingegangen, dass Ubuntu in der Version 14.04 LTS aus Unternehmenssicht leider kein guter Nachfolger von Ubuntu 12.04 LTS ist. Beispielsweise der Dateimanager wurde in seiner Funktionalität derart eingeschränkt, dass er für professionelle Zwecke kaum brauchbar ist.

Viel Hoffnung setzt der unzufriedene Teil der Nutzergemeinde deshalb auf den Desktop Cinnamon. Dieser Desktop lehnt sich stark an die gewohnte Bedienweise von PCs an. Der Ubuntu Hersteller Canonical hat Cinnamon aber noch nicht für Ubuntu 14.04 LTS freigegeben. In einer Veröffentlichung weist er auf Probleme hin und bittet um etwas Zeit für weitere Tests.

Einige System-Spezialisten der Freelancer Genossenschaft JARIVA wollten sich nicht so lange gedulden und haben damit begonnen Ubuntu auf ihre Bedürfnisse zu trimmen. U.a. haben sie mit dem Dateimanager Nemo experimentiert. Fazit zu Nemo unter Ubuntu 14.04: Die Anbindung von Laufwerken und die Ablage als Lesezeichen funktionieren gut. Egal ob sie per WebDAV, nfs, ftp oder aus einer Windows-Domäne angebunden sind. Auch die Bedienung ist so, wie man sie von Nautilus unter Ubuntu 12.04 kennt.

Während des Experimentierens hatte ein Freelancer die Idee, nicht weiter am neuen Ubuntu herumzuschrauben, sondern Linux Mint 17 auszuprobieren. Die Meinung des IT-Freelancers, der für JARIVA an Multiboot-PCs verschiedene Linux Distributionen testet: Bis vor drei Wochen war Ubuntu 12.04 LTS mein produktives Arbeitssystem. Die frische Mint-Installation war innerhalb kurzer Zeit so eingerichtet, dass sie alle produktiven Arbeiten übernehmen konnte. Es bestand bisher kein Grund den PC mit Ubuntu zu starten. Wer sich die normale Cinnamon Version herunterlädt, also die Version mit allen Codecs, hat auch gleich noch ein vollwertiges Multimediasystem.

Fazit: Wer sich mit der Bedienweise des neuen Ubuntu 14.04 LTS nicht anfreunden kann oder möchte, sollte Linux Mint ausprobieren. Das geht auch ohne Installation mit einem Live-System. Die Installations-DVD bietet diese Möglichkeit. Und auf die gewohnt zuverlässige Bereitstellung von Sicherheitsupdates und Patches braucht man unter Linux Mint auch nicht zu verzichten. Alle Updates kommen von Ubuntu.

Linux Mint 17 Cinnamon

Linux Mint 17 Cinnamon

Linux auf Arbeitsplatz-PCs in Unternehmen.

Linux Maskottchen Tux. - CC-Foto_von_doctorserone.  http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.de

Linux Maskottchen Tux. – CC-Foto_von_doctorserone. http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.de

Unternehmen, die ihre Arbeitsplatz-PCs schon vor längerer Zeit auf Linux umgestellt haben, hatten seitdem eine gute Zeit. Das Bedienkonzept blieb über die Jahre weitgehend ähnlich und das Betriebssystem wurde insgesamt immer ausgereifter.

Seit einiger Zeit ist aber erkennbar, dass alle Betriebssystemhersteller die Kundschaft zu smartphone-ähnlichen Bedienkonzepten drängen: Kacheln statt Start-Menü. Darüber klagen Windows Kunden ebenso wie Linux-Nutzer. Microsofts neuer Chef hat mittlerweile erklärt, dass Windows 8.1 das Start-Menü wieder bekommt.

In der Linux-Welt ist derartige Einsicht bisher noch nicht erkennbar. Ganz im Gegenteil. Der bei Unternehmen beliebte Gnome Classic-Desktop wird drastisch verändert. So auch in Ubuntu 14.04 LTS Gnome. Das die Symbole für Vollbildmodus und das Schließen der Fenster vom linken oberen Fensterrand wieder nach rechts oben wandern, nimmt man zur Kenntnis. Das der ausgereifte Dateimanager Nautilus in der Funktion drastisch eingeschränkt wurde, ist hingegen unverständlich und ärgerlich. In Foren ist dazu einiges zu lesen. In der Folge wird auf Administratoren und IT-Entscheider einiges an Arbeit zukommen. Es muss getestet werden, ob Nemo ein adäquater Ersatz für Nautilus ist, oder ob sogar alternative Desktops wie z.B. XFCE oder Cinnamon langfristig die bessere Lösung sind. Gute Zeiten für IT-Freelancer die in diesen Bereichen als Berater tätig sind.

Unternehmen, die Ubuntu 12.04 LTS nutzen, haben es gut. Der Hersteller Canonical versorgt das System noch bis 2017 mit Updates und Sicherheitspatches. Vielleicht erkennen Betriebssystemhersteller zwischenzeitlich, dass Touchscreen Bedienkonzepte auf ausgewachsenen PCs ein Irrweg sind. Schon 2008 hat ein Manager des Linux Großsponsors IBM davor gewarnt nur auf Microsoft zu schielen. Vielleicht ist es derzeit aber gar nicht so schlecht den Linux-Machern den Blick auf Windows zu empfehlen, denn dort wird derzeit die Rolle Rückwärts probiert.