Der Dalai Lama ist wieder einmal in Deutschland. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr. Die öffentliche Sympathie ist hierzulande klar pro Dalai Lama und gegen China. Kanzlerin Merkel ging bei dem letzten Besuch des Dalai Lama sogar so weit, ihn im Kanzleramt zu empfangen. Das tat noch kein deutscher Kanzler vor ihr. Wegen dieser eindeutigen Geste gab sich die chinesische Regierung entsprechend verschnupft. Was die öffentliche Sympathie für den Dalai Lama hierzulande nur noch steigerte.
Mittlerweile ist die Stimmung sogar so, dass sich in Talkshows diejenigen rechtfertigen müssen, die mit China in geschäftlicher Beziehung stehen. Beispielsweise vorgestern in der ZDF-Sendung Maibritt Illner. Da hatte der ehemalige VW-Manager einen schweren Stand gegen den Tibet-Aktivisten und Schauspieler Hannes Jaenicke. Müssen nun auch Freelancer, die mit chinesischen Unternehmen arbeiten, ein schlechtes Gewissen haben?
Dazu zunächst ein paar Stichpunkte zur chinesischen Sichtweise, und dann der Hinweis darauf, wie es um das tibetische Volk bestellt war, als die Mönche noch uneingeschränkt herrschten:
In China hält man den Dalai Lama weder für einen altersmilden Opa, noch für einen weisen und großmütigen Religionsführer, wie hierzulande. Man hält ihn ganz im Gegensatz für einen gefährlichen Hetzer und Separatisten, der einen Teil Chinas abspalten will, und in den olympischen Spielen eine willkommene Chance sieht, die Weltöffentlichkeit gegen China aufzuwiegeln. Den Empfang des Dalai Lama im deutschen Kanzleramt empfindet man in China daher als Affront. Vergleichbar mit einer Einladung der Führung der IRA, die bekanntlich die Abspaltung Nordirlands von Großbritannien erreichen will. Oder mit dem Empfang der Führung der baskischen ETA, die für die Abspaltung des Baskenlands von Spanien kämpft. Ein passendes Beispiel aus Deutschland ist zurzeit nicht bekannt. In Schaumburg- Lippe hat man sich mittlerweile bekanntlich damit abgefunden zu Deutschland zu gehören.
Und nun noch ein Blick auf die Rolle des Dalai Lama, als er noch als Gott-König uneingeschränkter Herrscher über Tibet war:
Unglaubliche Armut, Leibeigenschaft, folternde Mönchspolizei und ein Entwicklungsstand wie zur Bronzezeit. So wurde Tibet noch 1950 beschrieben. Zu dieser Zeit regierte der derzeitige Dalai Lama noch Tibet. Ich würde mir wünschen, dass Tibet-Aktivisten einen Blick auf einen etwas weiter unten verlinkten Filmbeitrag der ARD werfen. Die ARD steht nicht im Verdacht ein chinesischer Propagandasender zu sein. Und auch die im Beitrag zu Wort kommenden Wissenschaftler sind keine chinesischen Polit-Kommissare. Der Filmbericht der ARD bietet einen Rückblick auf das Leben in Tibet vor der Befreiung von der Mönchsdiktatur. Und vielleicht fragt sich der eine oder andere Tibet-Aktivist, ob der Dalai Lama wirklich der Richtige ist, wenn es darum geht, die derzeitige Unterdrückung der Tibetaner zu überwinden.
Zum Filmbeitrag der ARD.
Von der sogenannten Befreiung von der Mönchsdiktatur zur was? Wenn jedes Jahr tausende „befreite“ Tibeter – darunter viele Kinder – den beschwerlichen Weg über die Berge nehmen und nach Indien flüchten; fällt es mir sehr schwer, die Tibeter als befreit anzusehen.
Die über 1,2 mio. toten Tibeter wurden durch die gewaltsame Besetzung tibets von China von ihrem Dasein befreit – die wurden tatsächlich befreit.
Dass der Dalai Lama selbst einer Demokratisierung der tibetischen Regierung anstrebte und dies in der Exilregierung nun längst realisiert hat, will die Gegenseite stets nicht wahrnehmen. Warum eigentlich? Weil somit obiges Argument nicht mehr haltbar wird?
Wenn man vorgibt objektiv sein zu wollen – dann bitte die volle Objektivität!
Das die Anhänger des Dalai Lama in Tibet unterdrückt werden ist keine Frage. Jede Unterdrückung von Menschen finde ich vollkommen unakzeptabel. Ich bin für die Einhaltung von Menschenrechten und gegen diejenigen, die sie mit Füßen treten. Daher auch die Frage an die Anhänger des Dalai Lama, ob sie wirklich dafür sind, aus Tibet wieder ein Land zu machen, in dem ein Gott-König mit seinen Mönchen herrscht. Das gab es in Tibet doch schließlich bis vor wenigen Jahrzehnten. Und zwar mit den gleichen Akteuren. Die Ergebnisse dieser Herrschaft sind doch überall nachzulesen. Und einige Folteropfer dieses Regimes leben noch.
Wie es gelingen kann, aus einem Herrscher mit einer derartigen Vergangenheit einen warmherzigen Religions-Star zu zaubern, ist mir fast ein Rätsel. Und wie sich die noch lebenden Folteropfer dabei fühlen, kann ich mir ebenfalls gut vorstellen.
Wer den Dalai Lama kritisch sieht, ist nicht automatisch ein Befürworter der chinesischen Unterdrückung in Tibet. Ich zähle mich zu denjenigen, die gegen die Unterdrückung der Anhänger des Dalai Lama in Tibet sind, und gleichzeitig dagegen, in Tibet wieder die alten Herrscher zu etablieren. Außerdem sind wir Dalai Lama Kritiker auch noch so tolerant, dass wir es ertragen können, dass ein Mensch sich für Gott hält. Wenngleich das nicht einmal die iranischen Mullas für sich in Anspruch nehmen.
Der Dalai Lama ist halt ein Pop-Star. Da stehen die Frauen drauf, und natürlich auch die sensiblen Künstler. – Brad Pitt und so. Wer so schön lächeln kann, der kann einfach kein Dreck am Stecken haben. Und wer das doch behauptet, der ist einfach ein Spielverderber und Miesepeter. Du weist doch, immer der Überbringer einer schlechten Nachricht bekommt auf die Mütze. Du kannst doch nicht einfach den Traum vom guten Opa kaputt machen. Du must jetzt einfach damit leben, dass Du die Party-Bremse bist. 😉 Wir IT-ler haben aber auch wirklich keinen Drath für sowas.
„China, Tibet und warum Freelancer, die für chinesische Firmen arbeiten, kein schlechtes Gewissen haben müssen.“
Dies ist der Titel. Was sagt uns das?
Heißt es nun das ich solange zu den guten gehöre solange ich weniger anrichte als die größten Massenmörder der Geschichte?
Wenn man kein schlechtes Gewissen hast ist es eine Sache, aber wenn man sich in seinem handeln nicht wohlfühlt dann das Unvermögen anderer zur Betäubung zu nehmen ist einfach nur albern.
Viele Grüße