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Brockhaus gibt sich Wikipedia geschlagen

Die schlichte Pressemeldung lautete: „Strategische Neuausrichtung bei Brockhaus. Kostenloses Onlineportal startet im April.“ Die Geschichte hinter der Meldung ist aber schon einen zweiten Blick wert. Sie erzählt vom langsamen Niedergang einer Branche und von Hochmut vor dem Fall.

Der Untergang der klassischen Lexika in Buchform wurde mit der Geburt einer Idee eingeläutet. Es war der Amerikaner Jimmy Wales, der die Idee einer frei zugänglichen Enzyklopädie im Internet maßgeblich vorantrieb. Die Internetgemeinde sollte die Enzyklopädie Wikipedia selbst erschaffen und aktuell halten.

Was von den etablierten Lexika-Verlagen zunächst als Idee von Spinnern belächelt wurde, hat nun zum Niedergang der gedruckten Lexika geführt. Der Stern wartete im Dezember letzten Jahres mit einer aufsehenerregenden Titelstory auf. Er beauftragte ein unabhängiges Institut mit dem Vergleich von Brockhaus und Wikipedia. Das Testergebnis fiel eindeutig zugunsten von Wikipedia aus.

Jetzt führten Millionenverluste beim Brockhaus-Verlag dazu, dass die gedruckte Form der Enzyklopädie eingestellt wird. In Zukunft wird es nur noch das Brockhaus Onlineportal geben. 50 Stellen wird der Brockhaus-Verlag in Mannheim streichen. Der Brockhaus Konkurrent Meyers Lexikon hat diesen Weg schon im Herbst 2007 eingeschlagen. Auch bei Meyers Lexikon können künftig wie bei Wikipedia normale Nutzer Beiträge einstellen.

Eine Frage bleiben die altehrwürdigen Verlage aber noch schuldig: Warum soll der Internetnutzer seine kostenlose Mitarbeit einem privaten Wirtschaftsunternehmen angedeihen lassen, wenn doch Wikipedia als der Öffentlichkeit verpflichtete gemeinnützige Stiftung daherkommt?

Übrigens:
Eine ähnliche Entwicklung sagen Wissenschaftler schon jetzt den Job-Portalen, und der Personalvermittlungsbranche voraus. Die einfache Idee: Wenn arbeitsuchende Menschen ihre Kenntnisprofile in einer standardisierten Form ins Internet stellen, können Personalabteilungen ihre Fachkräfte einfach per Internet-Suchmaschine auswählen. Vorbei an kostenpflichtigen Job-Portalen und Personalvermittlungsunternehmen. Einen ersten Ansatz entwickelt die IT-Genossenschaft JARIVA mit ihrem Internetportal OpenProfiles. OpenProfiles fungiert als eine Art Kenntnisprofil-Generator. Es erstellt ein standardisiertes Kenntnisprofil, das von Internet-Suchmaschinen gut verarbeitet werden kann. OpenProfiles stellt gewissermaßen das Futter für die Suchmaschinen bereit.
Schöne Grüße
Manfred Feige

Wer mehr zu dem Niedergang der klassischen Lexika lesen möchte kann das hier:
Bericht von Golem zu Brockhaus.
Bericht von Golem zu Meyers Lexikon.
Bericht von Heise Online zur Brockhaus-Pressemeldung.