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Sanktionen gegen Russland.

Während in den Arbeitgeberverbänden die Kritiker der Sanktionen gegen Russland weitgehend verstummt sind, beklagte jüngst Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Meyer im Hamburger Abendblatt die Auswirkungen auf die Wirtschaft seines Landes. Die Ausfuhren nach Russland seien um 31 Prozent gesunken. Betroffen sind die Automobilbranche, der Maschinenbau und die Ernährungswirtschaft. Der Kieler Hafen war immer ein Drehpunkt des Russlandhandels. Die Auswirkungen auf einige Logistikunternehmen seien mittlerweile existenziell. Meyer weiter: „Die Russische Föderation dürfte sich mittel- und langfristig umorientieren und ihre Geschäfte künftig beispielsweise verstärkt mit China betreiben.“ Wie recht er hat, soll der Blick auf drei Großprojekte zeigen.

Hochgeschwindigkeitsbahn.
Der Siemens-Konzern hatte Interesse die Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke Moskau Kasan zu bauen. Anscheinend standen die Chancen für Siemens nicht schlecht. Die Welt berichtete. Die 770 Kilometer lange Strecke könnte das erste Teilstück einer mehr als 7.000 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Peking werden. Ein Großprojekt mit einem Volumen von geschätzten 180 Milliarden Euro. Aufgrund der westlichen Sanktionen wird das Projekt nun von chinesischen Unternehmen realisiert. Die chinesische Bahnindustrie steigt damit in die Liga der Weltmarktführer Alstom, Bombardier und Siemens auf. Wie zum Beweis, dass Chinas Bahnindustrie schon jetzt zu den Top-Lieferanten zählt, verkündete jüngst die Deutsche Bahn, dass man künftig auch Angebote aus China einholen könnte.

Gas-Pipelines.
Um die Abhängigkeit vom Westen zu verringern, will Russland den Gas- und Ölexport nach China erhöhen. Gleichzeitig wird die Ostsee-Pipeline Nordstream ausgebaut und die Turkstream Pipeline bis nach Griechenland verlängert. Die Tagesschau berichtete. Weil Griechenlands finanzielle Möglichkeiten bekanntlich eingeschränkt sind, wird wahrscheinlich Gasprom die Kosten übernehmen. Ob Griechenland die Gasrechnungen bezahlen kann, gilt ebenfalls als fraglich. Wer im Zweifelsfall für Griechenland zahlt, wurde der gesamten Welt in der Griechenlandkrise deutlich vor Augen geführt. Damit ist für Russland die Griechenland-Pipeline das, was für Vermieter die Wohnungsvermietung an Hartz IV Empfänger ist: Eine sichere Einkommensquelle. Auch in turbulentesten Zeiten wird sich Russland auf die Zahlung der Griechischen Gasrechnung verlassen können. Ein echtes Ärgernis für Sanktionsbefürworter.

Luftfahrtindustrie.

Superjet 100. CC-Foto von SuperJet International. https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/

Superjet 100. CC-Foto von SuperJet International. https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/

Der Superjet 100 von Suchoi (Sukhoi) sollte ein Glanzstück der russischen Luftfahrtindustrie werden. 2012 stürzte allerdings eine Maschine in Indonesien auf einem Demonstrationsflug ab. 45 Menschen kamen ums Leben. Die indonesische Untersuchungskommission kam zu dem Ergebnis, dass die Piloten abgelenkt waren. Sie erklärten einem Passagier das Geländewarnsystem. Das Flugzeug krachte bei dunstigem Wetter und schlechter Sicht in einen Berghang. Obwohl der Unfallbericht keine technischen Fehler feststellte, brach das Interesse an dem Flieger rapide ein. Der Superjet galt damit laut Handelsblatt als gescheitertes Projekt.
Aufgrund des Umstands, dass sich Russland nun mehr nach Osten orientiert, erlebt der Superjet seinen zweiten Frühling. Im Mai reiste der russische Präsident zu einem Staatsbesuch nach Peking. Über das Ergebnis des Gipfeltreffens berichtete das Schweizer Fernsehen: China stellt Russlands Wirtschaft in den nächsten drei Jahren 25 Milliarden Dollar bereit. China kauft 100 Exemplare des Superjet 100. Für die Fertigung des Jets in China liefert Russland eine Produktionsanlage. Russland und China bauen den Superjet 100 künftig gemeinsam. Wie im Bereich der Hochgeschwindigkeitsbahnen wächst auch hier der europäischen Industrie ein ernstzunehmender Konkurrent heran. Suchoi ist nicht irgendwer. Das Unternehmen hat in der Luftfahrt einen Namen. Kampfjets und Kunstflugzeuge von Suchoi gelten als Spitzenprodukte.

Höchste Zeit, noch einmal über die Sanktionen nachzudenken.