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Siemens plant die Herstellung von Computern aufzugeben.

Übereinstimmend meldeten heute die Agenturen, dass Siemens angeblich seinen Ausstieg aus dem Gemeinschaftsunternehmen Fujitsu Siemens Computers plant. Nur kurze Zeit nach der Bekanntgabe, dass Siemens sich auch aus dem Telefongeschäft zurückzieht, ist das ein weiterer herber Schlag. Siemens-Kenner spekulieren, dass dem Konzern die Margen beim Verkauf von Computern zu gering sind.

Die letzten zwei Jahrzehnte waren aber auch wirklich nicht schön für den verwöhnten Konzern. Zuerst wendet sich das politische Klima in Deutschland gegen die Atomkraft und das Geschäft mit den schon sicher geglaubten Milliardeneinnahmen bricht weg. Dann wird die Telekom privatisiert, und als ehemaliger Haus- und Hof-Lieferant der Post muss man sich plötzlich mit Konkurrenten herumschlagen, die teilweise bessere und günstigere Produkte anbieten. Und schließlich noch diese ständigen technischen Neuerungen bei den Handys und auch im Telefon- und Computergeschäft. Wenn es jetzt auch noch verboten sein soll, Kunden zu schmieren, dann gibt man die strapaziösen Geschäftsfelder lieber einfach auf. Das ist viel gemütlicher und einfacher, als die Ärmel hochzukrempeln um diejenigen wieder einzuholen, die das Technologie-Flaggschiff der deutschen Industrie überholt haben. Das Foto dieses Beitrags ist symptomatisch. Die Tape Library eines Rechenzentrums meldet in der Statusanzeige: Fujitsu Siemens – Keine Aktivität.

Fujitsu soll übrigens auch kein Interesse haben die Siemens-Anteile zu kaufen. Jetzt wird spekuliert, ob Lenovo zugreift. Die Chinesen hatten vor ein paar Jahren schon einmal für Aufsehen gesorgt, als sie IBM die PC-Sparte abkauften. Zurzeit ist Lenovo der viertgrößte Computerhersteller der Welt.

Hat Martin Walser recht? Müssen wir Korruption als normalen Bestandteil des Wirtschaftslebens betrachten?

Im Zusammenhang mit der Siemens Korruptionsaffäre und dem Zumwinkel Skandal hat der Schriftsteller Martin Walser wieder einmal mit provokanten Thesen auf sich aufmerksam gemacht. Korruption für die Auftragsbeschaffung hält er für normal. Steuerhinterziehung für nachvollziehbar. Der Staat sei letztendlich selbst schuld.

Um beim Thema Korruption nicht so sehr theoretisch und unverbindlich zu bleiben, sollten wir sie einmal am Beispiel unserer eigenen Branche, der Personalvermittlung, beleuchten und die Frage erörtern, wer letztlich die Zeche bezahlt.

Sollte es Korruption in der Personalwirtschaft geben, dann würde das Scenario in etwa so aussehen: Ein bei einem Konzern gelistetes Personalvermittlungsunternehmen, auf neudeutsch „preferred Supplier“, zahlt einem Sachbearbeiter des Konzerns dafür Schmiergelder, dass Aufträge an ebendieses Personalvermittlungsunternehmen vergeben werden, und nicht etwa an die Konkurrenz.

Wer zahlt jetzt aber letztlich die Zeche?
Die Kalkulation ist bei unserem Beispiel sehr einfach. Statt zwei Verdienern, nämlich dem Vermittler und der Fachkraft, ist ein dritter Verdiener hinzugekommen.
Sein Schmiergeld muss irgendwie aufgebracht werden. Wenn wir davon ausgehen, dass das Vermittlungsunternehmen den korrupten Sachbearbeiter nicht von der eigenen Vermittlungsprovision bezahlt, dann bleiben nur zwei weitere Möglichkeit. Dem Konzern die Rechnung zu erhöhen, oder den Fachkräften ihre Bezahlung zu kürzen. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beiden letztgenannten Varianten.
Der Konzern und die Fachkräfte sind die Verlierer. Wenn Herr Walser meint, mit seinen Äußerungen den Konzernen den Rücken zu stärken, dann erweist er ihnen einen Bärendienst.

Wenn der Konzern nun ebenfalls zum Mittel der Bestechung greift, um an Aufträge zu kommen, zeigt das, warum im Zusammenhang mit Korruption oftmals der Vergleich mit einem Krebsgeschwür bemüht wird. Vielleicht sind zur Bekämpfung des Krebsgeschwürs Korruption Modelle empfehlenswert, wie sie von Hans Leyendecker empfohlen werden. Ertappte Unternehmen einfach für eine bestimmte Anzahl von Jahren von Aufträgen ausschließen. Das ist nach Leyendecker z.B. in Norwegen so. Dort werden ertappte Unternehmen von öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen.

Bei der Gelegenheit:
Vielleicht kann Hans Leyendecker sich doch noch endlich entschließen wieder zum Spiegel zu wechseln. Stefan Aust hat ja bekanntlich seinen Chefsessel geräumt. Dann könnten wir norddeutschen Leser uns endlich den Kauf einer süddeutschen Tageszeitung ersparen.