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Der Dalai Lama ist abgereist. Tiefe Trauer bei allen esoterischen Romantikern.

Mehrere Tausend Menschen kamen zur großen Abschlussveranstaltung anlässlich des Deutschlandbesuchs des Dalai Lama. Alle Nachrichtensendungen berichteten von dem Ereignis. Nach seinen Eindrücken von dem Dalai Lama befragt, strahlte ein glücklicher Zuschauer in die Kamera und sagte, dass sich die deutsche Regierung vom Dalai Lama viel abschauen könnte.

Wirklich? – Man muss sich das nur einmal bildlich vorstellen. Kanzlerin Merkel übernimmt vom Dalai Lama das Ritual, bei wichtigen Entscheidungen ein Staatsorakel zu befragen. Das könnte dann in etwa so aussehen:
Die Kanzlerin kleidet sich lässig in bunte Windeln und wohnt einem Zeremoniell bei, in deren Verlauf sich ein ebenfalls bunt verkleideter Herr fürchterlich bekifft und in Trance bringt. Zuckend und animalische Laute auszustoßend räkelt sich das Orakel so lange auf seiner Pritsche, bis die Kanzlerin genug gesehen hat, um ihre Entscheidung treffen zu können. Nachdem sich die Kanzlerin zurückgezogen hat, um ihre Entscheidung zu Protokoll zu geben, verkündet der Kanzleramtsminister auf der Bundespressekonferenz, dass seine Heiligkeit soeben zu dem Entschluss gekommen sei, Hartz 4 um 40 % zu kürzen, und für alle Branchen einen Mindestlohn einzuführen. Der Mindestlohn beträgt 3,30 Euro.
Und natürlich lässt sich die Kanzlerin nicht mehr banal mit Frau Bundeskanzler anreden, sondern als Eure Heiligkeit, oder Ozean der Weisheit. Ihre Partei hält sie nämlich für die Reinkarnation von Konrad Adenauer und Ludwig Erhard zugleich. Also für eine Göttin.
Ob sich der romantisch esoterische Besucher der Abschiedsveranstaltung das auch so vorgestellt hat?

Veronika Ferres beim Dalai Lama: Das schönste war, als er meine Backe streichelte.

Dalai Lama
Gestern Abend im Media Markt: Auf dem Weg zum Regal mit Druckertinte steuere ich auf einen gigantischen Fernseher von Panasonic zu. Auf dem Riesendisplay läuft die ZDF-Sendung Leute heute. Veronika Ferres war auf einer Veranstaltung des Dalai Lama und spricht ins Mikrofon: „Das schönste war, als er meine Backe streichelte.“ Das schlug ein wie ein Hammer. Nicht nur ich hielt mit meinem Einkaufwagen sofort an. Sollte der Dalai Lama die hübsche Frau Ferres wirklich derart berührt haben? Die Druckertinte kann warten. Jetzt heißt es erst einmal mit den anderen Zuschauern vor dem Riesenfernseher gespannt abzuwarten was gleich gezeigt wird. – Wie zur Fußballweltmeisterschaft beim Public Viewing. Und dann kommt die Scene. Der Dalai Lama steht vor Frau Ferres und lächelt sie in seiner unnachahmlich charmanten Art an. Kein Wunder, dass dieser doch immerhin schon 73-jährige Charmeur die Herzen der Frauen höher schlagen lässt. Er hat einfach eine gewinnende Art.
Der Dalai Lama steht also vor Frau Ferres, hebt eine Hand und streichelt ihr über die Wange. War es das, was Frau Ferres meinte? Da haben wir Kerle mit unseren Einkaufswagen uns aber wirklich mehr erwartet. Oder passierte das, worüber Frau Ferres sprach schon vorher? Ohne dass die Kameras dabei waren? Oder war es doch mehr Wunsch als Wirklichkeit?
Das was wir Public Viewer da sahen war jedenfalls nicht das, was Frau Ferres ankündigte. – Sehr enttäuschend. Das Public Viewing Publikum löst sich auf, und ich schiebe auch weiter zum Tintenregal.

China, Tibet und warum Freelancer, die für chinesische Firmen arbeiten, kein schlechtes Gewissen haben müssen.

Der Dalai Lama ist wieder einmal in Deutschland. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr. Die öffentliche Sympathie ist hierzulande klar pro Dalai Lama und gegen China. Kanzlerin Merkel ging bei dem letzten Besuch des Dalai Lama sogar so weit, ihn im Kanzleramt zu empfangen. Das tat noch kein deutscher Kanzler vor ihr. Wegen dieser eindeutigen Geste gab sich die chinesische Regierung entsprechend verschnupft. Was die öffentliche Sympathie für den Dalai Lama hierzulande nur noch steigerte.

Mittlerweile ist die Stimmung sogar so, dass sich in Talkshows diejenigen rechtfertigen müssen, die mit China in geschäftlicher Beziehung stehen. Beispielsweise vorgestern in der ZDF-Sendung Maibritt Illner. Da hatte der ehemalige VW-Manager einen schweren Stand gegen den Tibet-Aktivisten und Schauspieler Hannes Jaenicke. Müssen nun auch Freelancer, die mit chinesischen Unternehmen arbeiten, ein schlechtes Gewissen haben?

Dazu zunächst ein paar Stichpunkte zur chinesischen Sichtweise, und dann der Hinweis darauf, wie es um das tibetische Volk bestellt war, als die Mönche noch uneingeschränkt herrschten:
In China hält man den Dalai Lama weder für einen altersmilden Opa, noch für einen weisen und großmütigen Religionsführer, wie hierzulande. Man hält ihn ganz im Gegensatz für einen gefährlichen Hetzer und Separatisten, der einen Teil Chinas abspalten will, und in den olympischen Spielen eine willkommene Chance sieht, die Weltöffentlichkeit gegen China aufzuwiegeln. Den Empfang des Dalai Lama im deutschen Kanzleramt empfindet man in China daher als Affront. Vergleichbar mit einer Einladung der Führung der IRA, die bekanntlich die Abspaltung Nordirlands von Großbritannien erreichen will. Oder mit dem Empfang der Führung der baskischen ETA, die für die Abspaltung des Baskenlands von Spanien kämpft. Ein passendes Beispiel aus Deutschland ist zurzeit nicht bekannt. In Schaumburg- Lippe hat man sich mittlerweile bekanntlich damit abgefunden zu Deutschland zu gehören.

Und nun noch ein Blick auf die Rolle des Dalai Lama, als er noch als Gott-König uneingeschränkter Herrscher über Tibet war:
Unglaubliche Armut, Leibeigenschaft, folternde Mönchspolizei und ein Entwicklungsstand wie zur Bronzezeit. So wurde Tibet noch 1950 beschrieben. Zu dieser Zeit regierte der derzeitige Dalai Lama noch Tibet. Ich würde mir wünschen, dass Tibet-Aktivisten einen Blick auf einen etwas weiter unten verlinkten Filmbeitrag der ARD werfen. Die ARD steht nicht im Verdacht ein chinesischer Propagandasender zu sein. Und auch die im Beitrag zu Wort kommenden Wissenschaftler sind keine chinesischen Polit-Kommissare. Der Filmbericht der ARD bietet einen Rückblick auf das Leben in Tibet vor der Befreiung von der Mönchsdiktatur. Und vielleicht fragt sich der eine oder andere Tibet-Aktivist, ob der Dalai Lama wirklich der Richtige ist, wenn es darum geht, die derzeitige Unterdrückung der Tibetaner zu überwinden.
Zum Filmbeitrag der ARD.